In seiner aktuellen Blogparade stellt das ProjektMagazin die Frage: Projektleiter 2030 – längst abgeschafft oder Schaltzentrale der digitalen (Projekt-)Welt? Nun, 2030, da denke ich schön langsam an meine Rente. Und ich muss zugeben, dass ich mir noch nie Gedanken gemacht habe, ob es meinen Job als Projektleiter bis dahin noch gibt.
Sicherlich, die Aufgaben und Schwerpunkte im Tätigkeitsprofil ändern sich. Die Methoden und die genutzten Tools werden andere sein. Und vielleicht treiben wir nach dem agilen Projektmanagement eine ganz ’neue Sau durchs Dorf‘. Grundsätzlich würde ich die Rolle des Projektleiters in absehbarer Zeit jedoch nicht in Frage stellen. Wer soll sich sonst um alles ‚kümmern‘?
Aber mal der Reihe nach. Was ist eigentlich ein Projekt? Der erste Mensch auf dem Mond? Geschichte! Der Neubau des Berliner Flughafens BER? Klar! Die Einführung einer neuen Software? Ja! Die Umorganisation des Vertriebs? OK! Der Bau des neuen Gartenhauses? Wenn es nach einem bekannten Baumarkt geht, auch das. Gemäß dem Slogan „Es gibt immer was zu tun … (djabba da ja jippi jippi jeah)“
Also: Was ist ein Projekt?
Ganz vereinfacht doch wohl
- ein zeitlich befristetes
- neues, innovatives, einmaliges Vorhaben
- das so komplex ist, dass es aufgrund seiner Schwierigkeit und Bedeutung gesondertes Projektmanagement erfordert
Oder zumindest so ähnlich. Damit fällt der Bau des Gartenhauses dann doch weg. Aber Projekte wird es auch in 12 Jahren noch geben und ihre Bedeutung und Komplexität wird steigen.
Und was ist die Aufgabe des Projektleiters?
Da zitiere ich der Einfachkeit halber direkt aus den Seiten des Projektmagazins: „… die Verantwortlichkeit für Planung, Steuerung und Überwachung des Projekts“.
Nachdem also die Bedeutung von Projekten in Zukunft unstrittig nicht geringer werden wird, bleibt die spannende Frage nach der Rolle des Projektleiters. Meine Antwort …
Persönlichkeit und Verantwortung
So verheißungsvoll die schöne neue Welt der flachen Hierarchien und der selbstorganisierenden Teams auch am Horizont steht, ohne ein gewisses Maß an menschlicher (!) Initiative, Führung und Verantwortung geht es aus meiner Sicht nicht. Blicken wir doch über den Zaun in die aktuelle Politik. Man mag von Frau Merkel halten, was man will. Aber Deutschland ohne Kanzler(in)? Geführt von einem Team gleichberechtigter Vertreter der verschiedenen Parteien? Gelenkt per direktem Volksentscheid? Oder gar einem Computeralgorithmus? Ähhhh … wie … ?!? Ähnlich in der Wirtschaft: Microsoft ohne Bill Gates? Apple ohne Steve Jobs? Facebook ohne Mark Zuckerberg? Tesla ohne Elon Musk? Undenkbar. Womit ich jetzt nicht sagen will, dass jeder Projektleiter eine solch schillernde und an manchen Stellen gleichzeitig auch zwiespältige, oft schwierige Persönlichkeit sein muss oder sein kann. Und ja, die genannten Menschen waren und sind eher Vordenker und Visionäre, nicht ‚gewöhnliche‘ Projektleiter.
Aber ich glaube, wir denken oft viel zu technisch. Sämtliche Technik und alle genutzten Methoden sind immer nur Mittel zum Zweck. Ein Projektleiter muss die aktuelle Technik und die gängigen Methoden beherrschen. Unstrittig. Technik und die Methoden werden sich ändern. Und ein Projektleiter muss ständig neu dazulernen. Aber das ist ja auch das schöne an diesem Beruf und dieser Berufung.
Aber um es nochmal zu betonen: Die Technik wird in unserer Zeit oft überschätzt. Der Mensch gleichzeitig unterschätzt. Eine echte Führungspersönlichkeit – und als solche muss der Projektleiter im Projekt agieren – ist durch Technik und Methoden nicht zu ersetzen. Wenn diese Führungspersönlichkeit das Projekt dann treibt, seine Mitarbeiter begeistert, Probleme klar und deutlich benennt und sich im Zweifelsfall zu seiner Verantwortlichkeit bekennt, dann ist mir um den Erfolg des Projekts nicht bange. Eine Projektmanagementsoftware kann das nicht leisten.
Vorhersagen zur Zukunft
Wie schwer im übrigen die Vorhersagen für die Zukunft sind, zeigt die Erinnerung an manche Visionen aus den Siebzigerjahren. Da flog das Auto durch die Luft, der Mond war besiedelt, das roboterähnliche Wesen mit Schürze werkelte fröhlich und unermüdlich in der technisierten Küche und der Staubsauger hatte einen kleinen Atomantrieb (aus heutiger Sicht eine eher skurrile Vorstellung). Aber nicht mal das papierlose Büro haben wir inzwischen geschafft. Und der Kühlschrank, zumindest meiner, bestellt keinen Milch nach. In diesem Sinne: Warten wir’s einfach ab. Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.